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Nachrichten Sonntag, 17. Mai 2020 (Rogate)

Meditativer Impuls für den Küchentisch mit Kerze und einem schönen Kaffee oder Tee!

  


Liebe Leserin, lieber Leser,
  
die Gnade Gottes, die Liebe Jesu und der Trost des Hl. Geistes sei mit uns allen.

Dieser Sonntag trägt den alten lateinischen Namen „Rogate": Betet! Wie wir heute beten können, darum geht es heute Morgen. Wenn ich an das Gebet denke, an die Übung im Gebet durchs Leben, dann denke ich spontan an 2 Menschen:
Der eine, weit über 80 Jahre alt, dement, verliert zunehmend sein Gedächtnis für die Gegenwart, Flüchtlingskind aus Schlesien, erzählt mir immer wieder, dass er sein Leben lang „den lieben Gott mit seinen Gebeten „genervt" hat und jedes dieser Gebete ihn beruhigt und ihm die Kraft für den nächsten Schritt, für die nächste Aufgabe, die zu bewältigen war, gegeben hat.

Der andere, etwas über 60 Jahre alt, ein Intellektueller, ein pensionierter Arzt, der von sich sagt: Ich glaube nicht an Gott. Ich bin auf der Suche. Und er fragt: Wie geht „Beten"?

Warum kann es der Eine schon seit Kindertagen und der andere tut sich so schwer damit?

Dahinter steht wohl das Bild oder die Vorstellung, die ein Mensch von Gott hat, mit der ein Mensch aufgewachsen ist. Kann auch der Mensch, der das Beten in Kindertagen nicht gelernt hat, das Beten lernen?
Für Jesus war Gott wie ein „liebender Vater",zu dem man kommen kann und „Abba, lieber Vater" sagen darf. Er hat uns das bedeutendste Gebet geschenkt, das wir weltumspannend seit Jesu Lebzeiten miteinander beten.

Im Matthäusevangelium erzählt Jesus wie wir beten können, es ist quasi eine Anleitung zum Beten, eine Gebrauchsanweisung

Matthäus 6,5-15

Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Scheinheiligen:
Sie stellen sich zum Beten gerne in den Synagogen und an den Straßenecken auf – damit die Leute sie sehen können.
Amen, das sage ich euch: Sie haben damit ihren Lohn schon bekommen.
Wenn du betest, geh in dein Zimmer und verriegel die Tür. Bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird dich dafür belohnen. Sprecht eure Gebete nicht gedankenlos vor euch hin – so machen es die Heiden!
Denn sie meinen, ihr Gebet wird erhört, weil sie viele Worte machen. Macht es nicht so wie sie! Denn euer Vater weiß, was ihr braucht, noch bevor ihr ihn darum bittet.
So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel, dein Name soll geheiligt werden. Dein Reich soll kommen. Dein Wille soll geschehen wie er im Himmel geschieht, so soll er auch auf der Erde Wirklichkeit werden. Gib uns das Brot, das wir für heute brauchen! Und vergib uns unsere Schuld – so wie wir denen vergeben haben, die uns gegenüber schuldig geworden sind. Und stelle uns nicht auf die Probe, sondern rette uns vor dem Bösen.
Wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater euch auch vergeben.
Wenn ihr den Menschen aber nicht vergebt, dann wird euer Vater euch eure Verfehlungen auch nicht vergeben.

Scheinbar kannte Jesus auch schon Menschen, die sich gerne mit ihrem Gebet in der Öffentlichkeit zeigten, aber wenn niemand hinschaute, dem Bruder oder der Schwester ein Bein stellte oder sie denunzierte, wenn es möglich war. Oder solche, die ihre Frömmigkeit gern zur Schau stellten.
„So sollt ihr nicht sein!", sagt Jesus, und spricht dann die Worte, das Gebet, das wir schon so oft gebetet haben. In jedem Gottesdienst, bei der Taufe eines Kindes, bei Konfirmationen und Hochzeiten, am Grab eines Menschen. Ein 2000 Jahre altes Gebet, das Menschen gesprochen und miteinander verbunden hat über Generationen und Entfernungen hinweg. In Schützengräben und Konzentrationslagern, vor Schularbeiten und Prüfungen. In Glück und Leid.
Dieses Gebet hat mir in den schlimmsten Situationen Halt und Kraft gegeben, geformte Worte, die ich einfach nachsprechen kann, wo eigene Worte fehlen; Worte, die Kraft, Konzentration und in ihrer geprägten Form Halt geben können.
Gesammelte Energie, die wir festhalten und loslassen wie Einatmen und Ausatmen.

Vater Unser im Himmel......
Und ich denke „Mutter Unser" hinzu, denn Gott ist nicht festzuhalten in einem einzigen Bild oder gar in einem Geschlechterbild. Für Jesus war Gott so vertraut, dass er ihn „Abba", auf Deutsch lieber „Papa" nannte.
Beeindruckend, ja, umwerfend eigentlich, dass ich den Schöpfer des Himmels und der Erde „Papa" nennen darf und für viele Menschen ist das sehr wichtig, um zu ihm sprechen zu können, Vertrauen zu gewinnen.

Geheiligt werde dein Name
„Das ist mir heilig", sagen wir, wenn uns etwas sehr wichtig ist, z.B. der Mittagsschlaf oder die Bewegung in der Natur oder bestimmte Traditionen.
Wenn ich Gottes Name heilige, dann sage ich mir, dass es nichts gibt, was ich anbeten will außer Gott, den Vater, den Schöpfer meiner und unserer Welt. Letztlich wird also mein Leben nicht vom Zufall bestimmt oder von den Handynachrichten. Keiner kann Herr über mein Leben sein, kein Politiker, keine Panik oder Verschwörungstheorie, kein anderer Mensch. Gott allein ist der Herr meines Lebens und dies gibt mir Würde und Freiheit. Es macht mich frei von allen anderen Mächten, darum bete ich: Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme
Diese Bitte macht mir immer wieder deutlich, dass noch etwas aussteht; solange die einen reich und die anderen arm sind, so lange der Tod scheinbar siegt, solange Gerechtigkeit bei der Verteilung der Güter und Ressourcen dieser Erde nicht praktiziert wird, steht noch etwas aus. So lange Tyrannen die Welt regieren dürfen, will ich mich mit dieser Welt nicht zufriedengeben, darum bete ich: Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden
Und zugleich frage ich: Was ist dein Wille, Gott? Wie kann ich das wissen? Gottes Wille ist nicht immer die Erfüllung meiner Wünsche, davon muss ich ausgehen; aber Gottes Wille ist immer gerechter und freundlicher als menschengemachte Paradiese.
Ich glaube auch nicht, dass Gott uns nun mit der Ausbreitung dieses Virus bestraft wie manche verkünden...das ist schon ein sehr merkwürdiger Gedanke und sagt mehr über den Menschen, der dies verkündet als über Gott aus.
Ich denke viel mehr an das Wort des Propheten Jeremia (29,11) der spricht:
„Denn ich weiß, was ich für Gedanken über euch habe,....,Gedanken des Friedens und nicht des Unheils, um euch eine Zukunft und eine Hoffnung zu geben."
Mit diesem hoffnungsvollen Wort kann ich Gott vertrauen und beten: Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute
Unser tägliches Brot haben viele von uns. Die älteren Menschen, die aus den Städten kamen, können sich gut daran erinnern, dass es eine Zeit des Hungerns gab. „Unser tägliches Brot gib uns heute" kann ich nicht sprechen ohne an all die Kinder und Erwachsenen zu denken, denen es auch heute in vielen Ländern Afrikas fehlt, aber auch bei uns. Menschen, die von dem, was sie arbeiten nicht leben können; die Zahl der Menschen, die zu den Tafeln gehen, um ihr tägliches Essen auf den Tisch zu bekommen, hat sich in den letzten Jahren vervielfacht.
Kinder, deren Eltern sich kein Internet und PC leisten können, haben es jetzt schwerer mit den schulischen Anforderungen zurecht zu kommen. So steht das „Brot" für vieles, wenn ich bete:
Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Ich denke, das ist die schwierigste Bitte im Vater Unser. Wir leben in einer Gesellschaft, die oft erbarmungslos ist; es werden ohne Gnade Fehler verfolgt, obwohl wir wissen könnten, dass keiner leben kann, ohne schuldig zu werden. Um meiner selbst willen, um den eigenen Frieden zu behalten, ist es wichtig, zu lernen, dem anderen zu vergeben. Oft lässt sich nicht rückgängig machen, was wir einander antun, aber wir können Vergebung gewähren und darum bitten. Weil ich weiß, dass wir nur aus der Vergebung leben können, bitte ich: Und vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Hier geht es nicht um die „süße Versuchung von Schokolade", sondern um die Versuchung, meine Freiheit und meinen Anspruch auf Kosten der Natur und der Menschen durchzusetzen. Es ist die Versuchung nach den sog. Schnäppchen zu jagen und dabei das Leid der Tiere zu vergessen, die Ausbeutung von Natur und Menschen, um des Profits willen. Im Moment sehe ich die Versuchung von vielen Menschen, die ihre Freiheit auf Kosten weniger verteidigen und durchsetzen wollen. Menschen, denen Abstandsregeln und das Tragen von Mundschutzen unsinnig vorkommt und damit andere gefährden. Weil ich weiß wie schwer es sein kann dem Bösen zu widerstehen, auch wenn ich das Gute will, bitte ich: Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.

Den 7 Bitten des Vater Unsers ist im Laufe der Überlieferung noch ein Abschluss hinzugefügt worden: Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit.
Die ersten drei Bitten waren direkt auf Gott bezogen: dein Name, dein Reich, dein Wille. In den nächsten 4 Bitte geht es um unsere Welt: Unser Brot, unsere Schuld, unsere Versuchung, unser Böses. Und jetzt zum Schluss wird unser Blick noch einmal auf Gott gerichtet, dem wir unser Leben verdanken: Dein Reich, deine Kraft, deine Herrlichkeit.
Mein Leben wird reich und ich kann jene Kraft und Herrlichkeit erhoffen und erspüren, wenn ich es bete, mich danach ausrichte auch wenn die Wirklichkeit gerade düster erscheint, so geht doch etwas davon auf mich über, wenn ich zum Schluss bete:
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit. Amen.
  
Ich wünsche Ihnen einen erfüllten und gesegneten Sonntag,

   
Ihre/Eure Heike Schulze-Wegener

  



Erstellt am Freitag, 15. Mai 2020
Zuletzt aktualisiert am Freitag, 15. Mai 2020